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Autorenbild»Schmittini«

"Schärrar" vertreibt die Kinder

Tja.

Nach meinem letzten Auftritt in Frankfurt präsentierte ich voller Stolz die hundertste positive Bewertung für meine Zaubervorstellungen. Doch wie heißt es so schön: "Hochmut kommt vor dem Fall!"


Heute war ich auch wieder unterwegs, in Viernheim, also quasi um die Ecke.

Aber diesmal gab es eine unsanfte Landung, wie ich sie bisher noch nie erlebt habe: Ich musste tatsächlich meine Vorstellung abbrechen, genauer gesagt: Sie hat sich von selbst abgebrochen!

Aber der Reihe nach.


Grundsätzlich biete ich meine Zaubervorstellungen für nahezu jedes Alter an. Allerdings gibt es dabei Grenzen, denn eigentlich können Kinder einer Zaubervorstellung erst mit allerfrühestens 4 Jahren wirklich inhaltlich folgen. Das hängt mit der kindlichen Entwicklung zusammen und habe ich bereits auch etwas ausführlicher hier und hier erklärt.

Daher nehme ich Aufträge eigentlich auch erst ab diesem Alter an, noch lieber ist es mir aber, wenn die Kinder 5 Jahre oder älter sind. Wenn das Publikum überwiegend in dieser Altersgruppe ist, macht es natürlich nichts, wenn ein paar jüngere Kinder (oder auch ältere) dabei sind.

Aber die eigentliche Zielgruppe für Kinderzaubervorstellungen liegt für mich zwischen 5 bis 9 Jahren.

Außerdem betone ich vorab auch immer im Vorgespräch, dass mein Publikum aus mindestens 7 Kindern bestehen sollte, lieber sogar noch ein paar mehr, damit eine gewisse Gruppendynamik entstehen kann.


Heute nun war ich in Viernheim auf einem Kindergeburtstag für eine 4-Jährige.

Grundsätzlich machbar, allerdings bestand das Publikum aus ihren drei Gästen (!) mit 3 Jahren und einem lettischen Mädchen mit 6 Jahren (die aber nahezu kein Deutsch verstand). Außerdem waren noch ihre große Halbschwester mit Freundin (beide 9 Jahre) als Begleitung dabei.

Also, ein sehr heterogenes Publikum, noch dazu war die Hauptzielgruppe für meine Kunststücke eigentlich zu jung...!


Dennoch haben wir nach meinem Geburtstagslied für das Geburtstagskind einen ganz netten Einstieg miteinander gefunden. Selbstverständlich agiere ich bei so kleinen Kindern etwas anders und weniger forsch, als ich das bei älteren Kindern mache.

Alles lief auch prima bis kurz nach der Hälfte meiner Vorstellung.

Dann habe ich zwei Mädchen nach vorne geholt, die mir bei einem Kunststück mit meinem Riesenmalbuch helfen dürfen. Nach der ersten Phase wollte eines der Mädchen plötzlich nicht mehr. Auch das ist eigentlich kein Problem und habe ich schon öfter mal erlebt. Kinder möchten oft gerne drankommen, fühlen sich aber manchmal plötzlich unwohl, wenn sie dann tatsächlich vorne im Rampenlicht stehen. Sie hatte offensichtlich Angst, dass sie etwas falsch machen könnte.

Wir haben uns geeinigt, dass sie sich wieder hinsetzen darf und wir einfach jemand anderen drannehmen.

Das war auch kein Problem, allerdings flossen da bereits ein paar Tränen bei ihr.


Aber wir beendeten das Kunststück noch alle gemeinsam erfolgreich.

Doch dann kam mein "Schärrar" aus dem Koffer.

Mein etwas frecher Vogel ist normalerweise der große Star meiner Auftritte.

Regelmäßig stiehlt er mir die Show und alle Kinderherzen fliegen ihm in Windeseile zu! Und das eigentlich immer!

Auch nach meinen Auftritten wollen die Kinder ganz oft unbedingt nochmal "den frechen Vogel" sehen!

Heute jedoch wollte das gar nicht gelingen, im Gegenteil! Die Kinder fanden diesen seltsamen und vorlauten Zeitgenossen plötzlich eher beängstigend und als er auch noch einen Hund herzaubern wollte, war es ganz vorbei!


"Ich mag keine Hunde!"

"Ich hab Angst vor Hunden!"

"Ich will zu meiner Mama!"


Auch dass der Vogel sprechen konnte, war den Kindern offensichtlich suspekt und unheimlich.

Das Mädchen, dem schon beim vorherigen Kunststück die Tränen liefen, ließ jetzt erneut die Tränen laufen. Die beiden anderen Mädchen zeigten Solidarität mit ihren Freundinnen und begannen auch zu weinen. Das Geburtstagskind- bisher eigentlich sehr pfiffig und aufgeweckt unterwegs- wollte auch nicht mehr.

Keiner wollte mehr den komischen Vogel sehen, daher verließen alle Kinder den Raum und gingen in den Garten und auf's Trampolin.


Zurück blieben die beiden älteren Teenies, für die die Zaubershow eigentlich gar nicht wirklich gedacht war.


Und ich.


Tja.

So etwas hab ich bisher nach hunderten Vorstellungen auch noch nicht erlebt.

Der Vater war genauso ratlos wie ich und zeigte aber - genau wie ich auch- Verständnis für die Kinder.

Auch wenn meine Vorstellung kurz vor dem Ende war: Das war nicht schön.


Wir haben kurz überlegt, wie es jetzt weitergehen könnte. Ich hatte zwar noch zwei Kunststücke in meinem Programm vorgesehen, aber ich wollte nach dieser Reaktion der Kinder auch nichts mehr erzwingen. So ließ ich die mittlerweile wieder glücklich strahlenden Kinder auf ihrem Trampolin weiterhüpfen, bedankte mich für die Einladung und fuhr etwas verwirrt nach Hause.

Eigentlich liebe ich das, dass Kinder immer recht unmittelbar und ehrlich reagieren.

Aber ganz ehrlich hätten sie nun ja auch nicht sein müssen...! So wollte ich natürlich nicht enden mit meinem Auftritt!


Mit meinem Freund und Zauberkollegen Matthias Rittgen, der so etwas natürlich auch kennt, speichere ich solche Erlebnisse ab unter der Rubrik "EINEN FÜR DIE DEMUT". Denn normalerweise sind wir die "geilsten Zauberer von allen", davon sind wir fest überzeugt...! 😎

Vielleicht braucht es jedoch ab und zu solche Erlebnisse, um wieder runterzukommen?


Ich setz mir auf jeden Fall einen weiteren Marker:

Für Kinder unter 4 Jahren werde ich definitiv nicht wieder auftreten!

Wenn man es eigentlich weiß, sollte man sich auch eigentlich dran halten! Eigentlich.


"Schärrar" war sich übrigens keiner Schuld bewusst und hat alles auf mich geschoben...! Das ist mal wieder typisch.😇

 









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